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- Veröffentlicht: 03. Mai 2006

Seit heute Mittwoch sind endgültig "Tang-mu-si" & "You-bo"-Cup über die Volksrepublik hereingebrochen. Die Viertelfinalspiele des prestigeträchtigen Turniers wurden um 10 Uhr vormittags angepfiffen und das staatliche Fernsehen zeigt auf seinem Sportkanal CCTV 5 seither fast ausschließlich Badminton. Dabei gibt man sich nicht mit einer einfachen Live-Übertragung zufrieden. Nein, das Event wird medial fast so ausgeschlachtet wie zuhause die Fußballweltmeisterschaft.
Kurz vor zehn,
pünktlich
vor dem ersten Service der
Thomas-Cup-Begegnung zwischen China und England startet man mit einer kleinen,
zweiköpfigen Expertenrunde in den
Übertragungsmarathon. Die Satz- und Spielpausen werden immer
wieder mit
Interviews und Analysen
versüßt. Nach dem mehr oder weniger souveränen Sieg der
chinesischen
Nationalmannschaft verkürzt
man dann die Wartezeit auf die ebenfalls in voller Länge
übertragene Partie
Dänemark-Indien mit einer
kurzen Dokumentation über eine ehemalige
chinesische Uber-Cup-Gewinnerin.
Für vier Uhr ist
als Highlight der Viertelfinalknaller
zwischen Malaysia und Korea angesetzt. Dieser wurde
bereits den ganzen Tag
über mit einem kurzen Spot
beworben. Da man sich gegen drei Uhr doch einmal zu einer
dreißigminütigen
Pause hat
hinreißen lassen, um sonstige Sportnachrichten zu bringen, füllt man die
Lücke bis zum
Spiel
des Tages noch mit der laufenden Schlacht zwischen Japan und Indonesien. Da der amtierende
Weltmeister und
Olympiasieger Taufik Hidayat sich die Freiheit herausgenommen hatte, sein Spiel abzugeben, geht es da
ziemlich rund.
Am Ende singen trotzdem die indonesischen Fans fröhlich ihre Lieder.
Die
Malayen liefern
sich
mit den Koreanern dann tatsächlich einen atemberaubenden Fight. Vor allem das erste
Doppel war eine Augenweide.
Nach einer weiteren Unterbrechung um sechs schaltet man sich dann wieder
pünktlich zum glorreichen 3:2-Sieg
wieder ein.
Den entscheidenden Punkt fährt Hafiz Hashim locker
und lässig ein. Ja, und nach dieser
Begegnung bleibt immer noch
genügend Zeit, der jetzt als
– zugegeben etwas lächerlich wirkenden
– Reporterin arbeitenden Gong Ruina
bei ihren
Kommentaren zur Austragungsstätte zuzusehen.
Den Abschluss macht dann die Wiederholung von
Taufiks Spiel gegen Sato. Die Chinesen genießen sichtlich
die Pleite des Indonesiers, der sich ja durch
großkotzige Sprüche immer wieder unbeliebt gemacht hatte,
und traten die Niederlage ordentlich
breit. "Lin
Dan hat heute einen Satz verloren, ABER Tao-fei-ke ein ganzes
Spiel" verkündet der
Nachrichtensprecher mit einem
breiten Grinsen, bevor man das Ganze mit Bildmaterial
untermauert.
Um acht Uhr abends macht man dann den Cut
für den heutigen Tag. Bei aller Euphorie
nicht zu
früh, denn nach zehn Stunden vor dem Fernsehgerät ist selbst
der fanatischste Fanatiker
völlig
platt. Aber wenn schon einmal Federball für kurze Zeit den Status der wichtigsten
Sportart
eingeräumt bekommt und dementsprechend Medienecho hervorruft, so wäre es einfach unverzeihlich, auch nur
eine Minute zu verpassen.