ImageDavid berichtet darüber, wie er den Thomas Cup / Uber Cup, die Mannschafts-WM der Herren und der Damen, erlebt.



Seit heute Mittwoch sind endgültig "Tang-mu-si" &  "You-bo"-Cup über die Volksrepublik hereingebrochen. Die Viertelfinalspiele des prestigeträchtigen Turniers wurden um 10 Uhr vormittags angepfiffen und das staatliche Fernsehen zeigt auf seinem Sportkanal CCTV 5 seither fast ausschließlich Badminton. Dabei gibt man sich nicht mit einer einfachen Live-Übertragung zufrieden. Nein, das Event wird medial fast so ausgeschlachtet wie zuhause die Fußballweltmeisterschaft.

Kurz vor zehn, pünktlich vor dem ersten Service der Thomas-Cup-Begegnung zwischen China und England startet man mit einer kleinen, zweiköpfigen Expertenrunde in den Übertragungsmarathon. Die Satz- und Spielpausen werden immer wieder mit Interviews und Analysen versüßt. Nach dem mehr oder weniger souveränen Sieg der chinesischen Nationalmannschaft verkürzt man dann die Wartezeit auf die ebenfalls in voller Länge übertragene Partie Dänemark-Indien mit einer kurzen Dokumentation über eine ehemalige chinesische Uber-Cup-Gewinnerin.

Für vier Uhr ist als Highlight der Viertelfinalknaller zwischen Malaysia und Korea angesetzt. Dieser wurde bereits den ganzen Tag über mit einem kurzen Spot beworben. Da man sich gegen drei Uhr doch einmal zu einer dreißigminütigen Pause hat hinreißen lassen, um sonstige Sportnachrichten zu bringen, füllt man die Lücke bis zum Spiel des Tages noch mit der laufenden Schlacht zwischen Japan und Indonesien. Da der amtierende Weltmeister und Olympiasieger Taufik Hidayat sich die Freiheit herausgenommen hatte, sein Spiel abzugeben, geht es da ziemlich rund. Am Ende singen trotzdem die indonesischen Fans fröhlich ihre Lieder.

Die Malayen liefern sich mit den Koreanern dann tatsächlich einen atemberaubenden Fight. Vor allem das erste Doppel war eine Augenweide. Nach einer weiteren Unterbrechung um sechs schaltet man sich dann wieder pünktlich zum glorreichen 3:2-Sieg wieder ein. Den entscheidenden Punkt fährt Hafiz Hashim locker und lässig ein. Ja, und nach dieser Begegnung bleibt immer noch genügend Zeit, der jetzt als – zugegeben etwas lächerlich wirkenden – Reporterin arbeitenden Gong Ruina bei ihren Kommentaren zur Austragungsstätte zuzusehen.

Den Abschluss macht dann die Wiederholung von Taufiks Spiel gegen Sato. Die Chinesen genießen sichtlich die Pleite des Indonesiers, der sich ja durch großkotzige Sprüche immer wieder unbeliebt gemacht hatte, und traten die Niederlage ordentlich breit. "Lin Dan hat heute einen Satz verloren, ABER Tao-fei-ke ein ganzes Spiel" verkündet der Nachrichtensprecher mit einem breiten Grinsen, bevor man das Ganze mit Bildmaterial untermauert.

Um acht Uhr abends macht man dann den Cut für den heutigen Tag. Bei aller Euphorie nicht zu früh, denn nach zehn Stunden vor dem Fernsehgerät ist selbst der fanatischste Fanatiker völlig platt. Aber wenn schon einmal Federball für kurze Zeit den Status der wichtigsten Sportart eingeräumt bekommt und dementsprechend Medienecho hervorruft, so wäre es einfach unverzeihlich, auch nur eine Minute zu verpassen.