Als Teil der neu-gegründeten BWF-Super-Series und dementsprechender Preisgeldausschüttung versprachen die diesjährigen French Open schon vor der Auslosung ein sensationelles Teilnehmerfeld. Und nach der Veröffentlichung der Raster war vollends klar, dass sich zwischen dem 30. Oktober und dem 4. November die Créme de la Créme des Badmintonsports im Pariser Stade de Pierre de Coubertin tummeln würde.

Sämtliche Stars aus den Topnationen reisten nach Paris und brachten so die auf 32 Plätze begrenzten Hauptbewerbe derart zum Platzen, dass selbst Spieler, die im BE-Circuit vorne mitspielen, in die Qualifikation verdammt wurden. Ab der ersten Runde im Hauptfeld galt dann bereits jedes Spiel als potentieller Klassiker.
Von uns Schiedsrichtern forderte dies natürlich ähnlich viel Konzentration und Einsatz wie von den Spielern. „Leichte“ Spiele gab es bei diesem Event gar keine – ganz im Gegenteil, der Druck und die Anspannung waren spürbar und sorgten für extrem hohe Belastungen bei verhältnismäßig wenig Einsätzen.

Durch den Wegfall des umständlichen Papierkrams mit den neuerdings bei Topturnieren verwendeten elektronischen Scoringsystemen für Schiedsrichter wird die Arbeit ungemein erleichtert. In Anbetracht der Atmosphäre und der Spannung bei einem Turnier wie den French Open ist dies eine durchaus willkommene Entlastung für den Umpire.

Die Halle in Paris war bereits zu den Qualifikationsspielen recht gut besucht, ab den Hauptrunden fanden sich dann täglich um die 3000 Zuschauer im Stade de Pierre de Coubertin ein und sorgten für eine Stimmung, die man in diesem Sport außerhalb Asiens wohl nicht erwartet hätte.

Jubel, Begeisterung, La-Ola-Wellen und bisweilen auch gnadenlose Pfiffe verfolgten die Spieler und Court Officials nach jeder Aktion von früh bis spät. Kurz: ein einzigartiges Erlebnis. Ab den Halbfinalspielen war zudem ein TV-Court eingerichtet, von wo die ausgewählten Topspiele (in alle Welt) übertragen wurden.

Große Spielernamen ziehen natürlich auch große Namen der Schiedsrichterszene an. Die Anwesenheit zahlreicher BWF-Schiedsrichter minimierte damit gegen Ende des Turniers die Chancen auf eine Zuteilung zu den Topspielen. In weiser Voraussicht war deshalb meine Abreise bereits auf Sonntagvormittag vor den Finalspielen angesetzt. Und auch für die Semifinalspiele hatte ich maximal mit einem Dameneinzel gerechnet.

Umso erfreulicher dann meine Nominierung für gleich beide Herrendoppel-Semifinalspiele, die allesamt auf dem TV-Court ausgetragen wurden. Erst die Paarung Fu Haifeng/Cai Yun (CHN) gegen Jung Jae Sung/Lee Yong Dae (KOR) als Schiedsrichter und im Anschluss die Partie Choong Tan Fook/Lee Wan Wah (MAL) gegen Tadashi Ohtsuka/Keita Matsuda (JAP) als Aufschlagrichter. Der Samstag war damit zweifelsohne der Höhepunkt des Höhepunkts meiner bisherigen Schiedsrichterkarriere und ein zusätzlicher Motivationsschub für die Zukunft.

(David v. Schwerin)