Nepal
(6) Hallo miteinander, Ich bin wieder mal in Kathmandu oder besser gesagt im recht sauberen und angenehmen Touristenviertel Thamel, das mit seinen Guesthouses, Restaurants und den ganzen Touristengeschaeftern mit dem Rest der Stadt gar nicht zu vergleichen ist. Kathmandu ist immer mein Ausgangspunkt fuer meine Ausfluege und je nachdem was ich dazu brauche passe ich meinen Rucksackinhalt entsprechend an waehrend der Rest, der sich inzwischen angesammelt hat, hier zwischengelagert wird. Mein
letzter Ausflug, der eigentlich den ganzen Monat gedauert hat, fuehrte
mich in die Gegend noedlich der Stadt Pokhara - dem Annapurnamassiv.
Startend in Besi Sahar , was ihr in unserem Schulatlas wohl kaum finden
werdet, umrundete ich gegen den Uhrzeigersinn diesen Gebirgsblock mit
einer Passueberquerung auf 5400m und stieg am Ende der Runde noch zum
Annapurna Basecamp auf, das von allen Seiten mit Bergen jenseits der
7000m eingekesselt ist. Die 22 Tage, die ich unterwegs war, fuehrten
mich duch die unterschiedlichsten Vegetationen und Kulissen, durch Taeler
hoch ueber reissenden Fluessen, durch Waelder und Schluchten , Vorbei
an unzaehligen Wasserfaellen und Bergdoerfern mit immer wieder wechselnden
Kulturen und Architekturen, durch wuestenhafte Einoede durchsaet mit
sattgruenen, bewaesserten Terassenfeldern, entlang Flussbetten mit Flussueberquerungen
per Haengebruecke oder auch mal barfuss, viele Bergruecken hinauf
um auf der anderen Seite wieder abzusteigen, durch Regenwald mit lautem
Vogelgezwitscher und Affengeschrei, hinauf zu zugefrorenen Seen und
Gletscherwaenden - und ueber alldem thronend die 8000er Annapurna, Dhaulagiri
und Manaslu mit ihren etwas kleineren Kumpanen. Jeder Tag bot immer
wieder komplett neue Kulissen. Da der Mai aufgrund des anklopfenden
Monsuns schon Nebensaison ist, waren nicht mehr allzuviele Leute unterwegs,
somit hat man bald alle Leute unterwegs gekannt und immer wieder getroffen.
Selbst wenn ich hier in Kathmandu rumlaufe treffe ich dieselben Leute
von Wandern und von Pokhara immer wieder. Die wenigen Leute machten
das Wandern angenehmer,idyllischer und auch billiger, da die unzaehligen
Hotelbesitzer richtig um die Gaeste werben und kaempfen mussten. Anhand
der Anzahl von Teehaeusern und Unterkueften liess sich erahnen was da
in der Hochsaison so los sein muss. Trotzdem hatte ich wieder mal Glueck
mit dem Wetter, meistens strahlendblau, nur auf der Suedseite mussten
wir sehr zeitig aus dem Schlafsack um gute Ausblicke auf die Bergspitzen
zu haben , bevor es dunstig wurde oder Wolken reinzogen und es am Nachmittag
abundzu mal Regen gab. Nepal ist wirklich das von mir erwartete Highlight dieser Asienreise, die Leute sind unheimlich nett, die verschiedenen Kulturen mit ihren Braeuchen so faszinierend und diese Landschaft einfach umwerfend. Neben all der Schwaermerei moechte ich euch trotzdem nicht die schlimme politische Situation vorenthalten, die meiner Ansicht nach in den letzten Monaten immer weiter eskaliert ist. Demonstrationen mit hunderten Verletzten und zahlreichen Gefangennahmen, Bombenanschlaege und laufenden Streiks mit Strassenblockaden einerseits, andererseits der seit Jahren andauernde Buergerkrieg zwischen Armee und den Maoisten , die grosse Teile der entlegenen, laendlichen Gebiete kontrollieren und z.t die Bevoelkerung terrorisieren. Armeecheckpoints entlang der Strassen und Sandsackburgen praegen genauso das Landschaftsbild. Die Erklaerung der Gruende und Probleme wuerde hier jetzt den Rahmen sprengen. So erschreckend das jetzt alles klingen mag und so frustrierend und leidvoll die ganze Situation fuer die Bevoelkerung ist, fuer Touristen ist es wegen dem nicht gefaehrlich. Zugegeben war ich anfangs als ich ankam ein wenig verunsichert, jetzt wo ich die ganze Situation besser kenne und mich daran gewoehnt habe, fuehle ich recht wohl. Eigentlich wollte ich urspruenglich nach Indien hinunter, aufgrund der so kurzen verbleibenden Zeit und der inzwischen dort herrschenden Hitze zieht es mich jetzt eher woanders hin - naemlich nach Tibet. Anschliessend kehre ich wieder nach Nepal zurueck von wo aus ich auch meine Heimreise antreten werde. Liebe Gruesse an alle aus Kathmandu Guggi 27.05.2004 |