Nepal
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Hallo
miteinander,
Um
euch schon langsam auf die kommende Urlaubszeit einzustimmen und an
deren Vorbereitung zu erinnern schicke ich euch mal wieder einen Reisebericht,
bevor ich wieder 3 Wochen irgendwo in den Bergen des Annapurnagebiets
verschollen bin. Nepal - wieder mal ein neues Land, das sich landschaftlich
und kulturell kaum mit Suedostasien vergleichen laesst - am ehesten
noch der alltaegliche
Verkehrswahnsinn, der mindestens so wild ist wie in Vietnam. In Kathmandu,
der Hauptstadt Nepals, und den umliegenden Staedten , die ich gesehen
habe, komme ich mir schon vor wie in Indien, mit hinduistischen Tempeln,
Altaeren, der fuer mich undurchschaubaren Goetterwelt, Opferungen, Feste
und Rituale, Totenverbrennungen am Fluss, prachtvoll bunte Kleider,
Schoenheitspunkte auf der Stirn und jede Menge "schraege Gestalten"
, die ueberall auf den Strassen herumschwirren und ich stundenweise
beobachten koennte. Langweilig wird einem hier absolut nicht. Im Gegenteil
- man wird dauernd angequatscht und ausgefragt, jeder bietet sich als
"Freund und Helfer" an. Leider versinkt vor allem Kathmandu
in einer Dunstglocke aus Staub und Abgasen, die Baeche sind schwarz,
Muellhalden allerorts, am Strassenrand loderen irgendwelche Feuer -
sicher eine der uebelsten Staedte, die ich bisher erlebt hab. Trotzdem
denke ich dass alles hier noch Indien Light ist.
Neben den Hindutempeln finden sich aber auch die bekannten Stupas und
Gebetsfahnen des tibetischen Buddhismus, die , je mehr man nach Norden
geht, immer mehr das Landschaftsbild saeumen. Auch die Mentalitaet und
die Gesichter der dort lebenden Voelker sind dort anders. Apropos Landschaft
- die ist wirklich wunderschoen. Ueberall Huegel und Berge mit Terassenfeldern,
durchzogen von Fluessen und kleinen Bergsiedlungen. Je hoeher man dann
raufgeht desto atemberaubender wird dann die Kulisse mit den Bergriesen
des Himalaya und desto karger die Vegetation. Ich war 17 Tage im Everest
Gebiet wandern und es war einmalig. Innerhalb von einer Woche gings
von 2600m rauf auf 4700m - musste mich schliesslich aklimatisieren,
die folgenden 8 Tage kam ich allerdings nie mehr darunter. 2 Passueberquerungen
und 3 Gipfel ( alle um die 5500m ) waren die Highlights der Tour mit
gewaltigen Panoramen auf die hoechsten Berge der Welt. Mit offenem Mund
und glasigen Augen steht das Bergsteigerherz da und blickt ehrfuerchtig
auf Everest, Lhotse & Co , die sich nochmal 3000m vor dir emportuermen.
Da Mount Everest nicht irgendein Berg ist, sind leider auch die Auswuechse
des Tourismus nicht zu uebersehen. Mit Tagesrucksaeckchen laufen Touristengruppen
gefolgt von einer doppelt so grossen Horde von vollbepackten Traegern
ihrem
Ziel entgegen. Habe viele Leute getroffen, die mit den Symptomen der
Hoehenkrankheit konfrontiert - starke Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel
und Durchfall - wieder absteigen mussten, auch hab ich mich bei vielen
Leuten gefragt was sie hier ueberhaupt machen oder verloren haben. Ausserdem
ist mir z.T auch das von uns zuhause gewohnte Matrazenlagergefuehl abgegangen,
viele
Huetten waren mit Zimmern ausgestattet, die vielfach eher mit einem
Hasenstall vergleichbar waren.
Ansonsten hatte ich jede Menge an gemuetlichen Huettenabenden mit Hock
um den waermenden Ofen, Tratsch, Kartenspielen oder Lesen alter liegengebliebener
Zeitungen - das Zusatzgewicht eines Buches werde ich beim naechsten
Mal in Kauf nehmen.
Das
wars Mal wieder, Ende Mai gibts nochmals einen Nepal Bericht.
Liebe
Gruesse an alle aus Kathmandu
Guggi
27.04.2004