Finlandia Cup 2004
21.-25.1.04 in Wien

Nach meinem Debüt als Schiedsrichter auf internationaler Ebene bei den Austrian International in Pressbaum im vergangenen April war die Nominierung für die U19-Team-EM der B-Gruppe, den Finlandia Cup, mein zweiter Einsatz. Ich war einer von 23 Schiedsrichtern aus ganz Europa, nur vier davon aus Österreich, davon aber zwei aus Vorarlberg. Der Großteil von ihnen mit einschlägiger Erfahrung, einige wenige sogar mit EBU-Zertifikat. Unsere Vorarlberger Delegation hingegen ist da bestenfalls auf dem Weg dahin; in punkto Erfahrung - und vor allem Alter - haben Jaqueline Mayer (Dornbirn) und ich einiges aufzuholen. Nichtsdestotrotz setzte man große Stücke auf uns und, wie bereits in Pressbaum, machten wir eine recht gute Figur.
Die Anreise war für den Dienstag geplant. Um uns keine unnötigen Reisemühen aufzubürden hatten wir uns eigens schon im Oktober um einen Flug von Friedrichshafen bemüht. Aber wie es der Teufel will, nicht alles, was von oben kommt, ist gut, so sorgte der Winter just an jenem Tage für Schneechaos, was uns einen einstündigen Aufenthalt vor der deutschen Grenze einbrachte. Eine Weiterfahrt nach Friedrichshafen war somit überflüssig. Wieder zurück in Bregenz setzten wir uns halt - in Gottes Namen - fluchend in den nächsten Zug. Mit sechs Stunden Verspätung trafen wir am Abend in unserem Hotel direkt am Westbahnhof ein, bezogen unsere Zimmer und stürmten alsbald zum ersten Briefing und anschließendem Essen in die Stadthalle.
Mittwochmorgen, punkt zehn, starteten nach feierlicher Eröffnung dann die Spiele. Jedem Court, das heißt jeder Begegnung, wurden drei Schiedsrichter zugeteilt, welche abwechselnd die Pflichten des Umpires und des Aufschlagrichters übernahmen. In zwei eingesetzten Schichten von täglich drei kam man also auf etwa sieben, acht Spiele am Tag, was nicht allzu intensiv ist, verglichen mit der doppelten Anzahl damals in Pressbaum.
Schnell hatte man sich wieder an den Rhythmus und die Aufgaben gewöhnt und die Stunden am Court verstrichen schnell und ohne Ungereimtheiten - und das obwohl ich mich in zwei Partien des österreichischen Teams durch Aufschlagentscheidungen wohl etwas unbeliebt gemacht hatte.
Die Abende waren immer gut genutzt, Donnerstag war man noch in der Stadt, fuhr dann mit der letzten U-Bahn um 0:30 Uhr retour, gerade noch rechtzeitig zum "technical meeting" im Zimmer einer dänischen Kollegin. Es sei erwähnt, dass diese Treffen traditionell und zugleich berüchtigt sind. Dazu nur soviel: Bettruhe war erst gegen drei Uhr und die erste Schicht am nächsten Morgen etwas qualvoll.
Freitagabend waren alle Schiedsrichter vom Veranstalter in einen Heurigen eingeladen. Es wurde ausreichend Wein & Co ausgeschenkt, wobei man doch sichtlich zurückhaltend war - nach der vorigen Nacht. Ebenso war ein reichhaltiges Büffet aufgetischt - mit Bergen von "fried somethings". Die Gäste aus dem Ausland mussten den Eindruck gewinnen, dass in Österreich alles nur irgendwie verzehrbare paniert wird.
Tags darauf war Players' Party, wo dann ausgelassen gefeiert wurde bis die Tore schlossen. Allerdings beginnt für einen gestandenen Schiedsrichter um 24 Uhr erst der Abend und so wurde der schwedische Gesandte, weil Neuling auf internationalem Parkett, dazu verdammt sein erstes, eigenes "technical meeting" zu "hosten". Es ward also wieder einmal recht spät, als die Lichter im Zimmer 707 erloschen.
Bei den Finalspielen am Samstag war ich dann nur mehr als Zuschauer tätig. Den Nachmittag verbrachten wir damit, unseren Schlafentzug geringfügig zu dezimieren, um dann zumindest den Abend etwas genießen zu können. Und Montagmittag flog man problemlos zurück in den Westen.

David von Schwerin, 29.1.2004